Das folgende Zitat zeigt die unterschiedlichen Sichtweisen von Optimisten und Pessimisten.
„Die weitsichtigen Optimisten schauen gern in die Ferne. Sie glauben, dass die Welt sich unaufhaltsam verbessert, egal was passiert. Alles, was mit uns geschieht, ist ein Fortschritt. Mit jedem neuen Krieg, mit jeder Revolution oder jedem Aufstand erobert sich die Menschheit ein bisschen mehr Freiheit, mit jedem neuen Job entsteht mehr Wohlstand und jeder Verlust schenkt einem zum Ausgleich ein Stück Weisheit und Gelassenheit.[…]
Die kurzsichtigen Pessimisten sehen die Menschheit auf dem absteigenden Ast und die Vernunft als zur Neige gehende Requisite. In ihren Augen schwebt die Menschheit ständig über einem Abgrund. Sie balanciert auf einem dünnen Seil, gestrickt aus Eitelkeit und Neid – unmöglich, darauf die Balance zu halten. Jeder Versuch, das Zusammenleben einigermaßen vernünftig zu organisieren, ist vergeblich, jedes neue Projekt zum Scheitern verurteilt und jeder neue Tag auf dem Planeten ist ein Geschenk, das wir nicht verdient haben.“ [1]
Beides sind Wege zur Wahrheitsfindung. Es finden sich Belege für die eine oder Seite, was in einem differenziertes Bild resultiert. Am Ende stellt sich die Frage, wie man einen vernünftigen Mittelweg findet und ein Realist zu werden.
Von der Realität, Fantasien und Illusionen
„Wir Menschen neigen dazu, die eigenen Illusionen, Träume und Fantasien für die Realität zu halten. Diese sogenannte Realität entsteht letzten Endes durch die höchst individuelle Wahrnehmung unserer Sinnesorgane, die Illusion auch. Was ist also Täuschung und was echt?“ Wissenschaftler sind damit beauftragt die Realität zu analysieren, stoßen dabei aber oft an Grenzen. „Wenn sich etwas im realen Leben nicht begreifen lässt oder nicht passt, wird es kurzerhand zur Illusion erklärt. […] Oft werden wir in den eigenen Illusionen gefangen, wir versuchen, die Welt unseren Vorstellungen entsprechend zu biegen und glauben nicht, dass es jenseits unserer Vorstellungen noch eine objektive Realität gibt. “ [2]
[1] VLADIMIR KAMINER: Frühstück am Rande der Apokalypse (Wunderraum, 1. Auflage 2023, S.7)
[2] VLADIMIR KAMINER: Frühstück am Rande der Apokalypse (Wunderraum, 1. Auflage 2023, S.100-101)
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